Ein neues Kriegsopfer haben wir zu betrauern. Philipp Staab, der seit Mitte Oktober vermisst wird, wurde von seiner Kompanie als tot gemeldet. Mit diesem wackeren Krieger sind es neun Helden, welche sich für die Heimat geopfert haben; dazu noch vier Vermisste: Gottfried Beck, Jakob Sauer, Adam Bergmann, Heinrich Maidhof. Sechs Krieger sind noch in französischer Gefangenschaft.
Anmerkung: Mit Philipp Staab forderte der I. Weltkrieg in Wenighösbach sein letztes Opfer, er starb in Frankreich bei der Ortschaft Autruche. Alle in dieser Zeitungsmeldung fälschlich als vermisste bezeichneten Wenighösbacher Kriegsteilnehmer waren bereits 1914 bzw. 1916 als gefalllen erklärt worden. Insgesamt starben 13 Männer aus dem Dorf als Soldaten im Verlauf des Krieges, davon sieben in nur drei Monaten vom 5. September- bis zum 5. Dezember 1914.
Wenighösbach hatte bei Ausbruch des Krieges 378 Einwohner.
Die beschönigende und heuchlerische Sprache des Krieges, damals wie heute : „Wackere Krieger“ und „Helden“. Wohl keiner von ihnen hatte die Absicht, sich „für die Heimat zu opfern“, in den Krieg zu ziehen um sein Leben zu verlieren.
Auf Ansuchen der hiesigen Gemeindeverwaltung wurde durch die königl. Oberpostdirektion Würzburg ab 1. Januar eine öffentliche Posthilfsstelle errichtet. Diese erfreuliche Neuerung brachte neben einer kleinen finanziellen Entlastung des Publikums noch den Hauptvorzug mit sich, daß mit der Eröffnung derselben täglich eine zweimalige Postzustellung eingeführt wurde. Brauchte doch bis jetzt eine im Laufe des Vormittags von Geschäftsleuten der nahen Stadt Aschaffenburg (8 km) aufgegebene Korrespondenz über einen ganzen Tag, bis sie in die Hände der hiesigen Adressanten gelangte.
Anmerkung: Zu den zwischenzeitlichen Fortschritten in den postalischen Verhältnissen mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Gestern wurde hier ein Kirchenbauverein gegründet, um durch Sammlung von Mitgliederbeiträgen einen Fonds zur Erbauung einer neuen Kirche zu gewinnen. Die große Anzahl der Erschienenen traten mit Freude diesem Verein bei und auch die am Erscheinen verhindert waren, werden diesem Beispiel folgen.
Nach einer etwas längeren Pause setzen wir nun unsere Serie fort
Wurden an dieser Stelle bisher vorwiegend Berichte aus dem 19 Jh. veröffentlicht, so liegt jetzt der Schwerpunkt auf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Dieses wurde von zwei verheerenden Weltkriegen geprägt. Ihre Folgen formten und beeinflussen bis zum heutigen Tag die Welt, in der wir leben. Der Blick zurück ist ein Blick auf eine Welt, die uns heute bereits weitgehend fremd erscheinen mag. Und doch bildet dieser Blick zurück auch eine Klammer zu unserer Gegenwart.
Aus der Zeit vor und während Ersten Weltkrieges liegen relativ viele Zeitungsartikel vor. Aus der „Zwischenkriegszeit“ der Weimarer Republik blieben dagegen nur wenige Nachrichten erhalten, die das Dorf Wenighösbach betreffen. Ebenso verhält es sich für die Dauer des sogenannten III. Reiches.
Die Jahre vor und nach der Jahrhundertwende des 19. Jh. gelten uns heute als eine Zeit des Optimismus und des Aufbruchs.
Wenighösbach 9. Jan. Der gestrige Tag war für die hiesige Gemeinde ein Festtag seltenster Art: denn es fand dahier im Schulsaal unter Anwesenheit der hiesigen Gemeinde- und Kirchenverwaltung, der hochw. Geistlichkeit und mehrerer Herren Bürgermeister der Umgegend durch Herrn Regierungsrath und Bezirksamtmann Priester von Aschaffenburg die feierliche Ueberreichung der durch Se. k. Hoh. Prinz-Regenten an unseren Bürgermeister und Landrath Hrn. Andreas Staab gnädigst verliehene Silberne Verdienstmedaille der bayerischen Krone statt, an welchem Festakt die ganze Gemeinde herzlichen Antheil nahm. In kerniger, zu Herzen gehender Ansprache gedachte Hr. Regierungsrath Priester der vielen Verdienste unseres Bürgermeisters und Landraths Staab seit seiner nahezu 35jährigen Amtsthätigkeit in hiesiger Gemeinde und betonte u. a. auch, daß durch seine Mitwirkung der religiöse, sittliche Sinn der Gemeinde gehoben und erhalten worden ist und daß durch seine aufopfernde Thätigkeit als Bürgermeister die hiesige Gemeinde als eine der bestsituirten im Bezirk dasteht. Auch die Verdienst des Dekorirten als langjähriges Mitglied des Distriktrathausschusses, sowie als Landrath des Kreises Unterfranken führte Hr. Regierungsrath den Anwesenden anerkennend und rührend vor Augen. Unter beglückwünschenden Worten heftete Hr. Priester dann dem Jubilar das wohlverdiente Ehrenzeichen an die Brust und schloß mit einem Hoch auf Se. k. Hoh. den Prinz-Regenten.
Sodann wurde von der Schuljugend die Luitpolds-Hymne abgesungen. Hr. Bürgermeister Staab dankte für die Ordensverleihung, die er als unverdient betrachten müßte, da es ihm ja die Pflicht geboten habe, als Bürgermeister, Distriktrathsmitglied und Landrath stets für das Wohl der Gemeinde, des Distrikts und des Kreises einzutreten. Auch die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, den Ehrentag ihres Bürgermeisters besonders zu verherrlichen; Herr Beigeordneter Stenger überreichte dem langjährigen Ortsvorstand für seine vielen Verdienste in der Gemeinde ein Ehrengeschenk in der Form eines prächtigen Lehnsessels, den Hr. Staab gerührt dankend annahm. Zugleich richtete er an die Gemeindeverwaltung die Bitte, man möchte wie seither so auch fernerhin ihm treu zur Seite stehen. Damit war der eigentliche Festakt vorüber. Sodann lud Hr. Staab Hrn. Regierungsrath und die übrigen zu diesem Ehrenakt Erschienenen zu einer geselligen Unterhaltung im Bergmann´schen Gasthaus ein. Dort würzten noch Toaste auf Hrn. Regierungsrath Priester, auf Hrn. Pfarrer von Hösbach, der stets treulich zu dem Jubilar gestanden, auf die Gemeindeverwaltung, die ihn, den Bürgermeister, stets so treulich unterstützt, die fröhliche Unterhaltung und kein Mißton störte dieselbe, bis zu später Stunde erst die eingeladenen Gäste ihr Heim aufsuchten.