Hösbachit: Ein Schatz aus der Bronzezeit – Neue Entdeckungen und Erkenntnisse

Die Verwendung von Hösbachit zur Herstellung von Bronzegussformen in der Bronzezeit ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Erste Fragmente dieser Formen wurden vor Jahrzehnten auf einem Acker im Steigerwald, nahe dem Bullenheimer Berg, und in Thüringen entdeckt. Professor Okrusch von der Universität Würzburg hat diese Formen eindeutig als aus Hösbachit gefertigt identifiziert. Eine Sensation für Wenighösbach: Der Hösbachit, der nur in einem sehr begrenzten Gebiet bei Wenighösbach vorkommt, war in der Bronzezeit so wertvoll, dass er gehandelt wurde.

Der Verein für Heimatpflege Wenighösbach griff dieses Thema begeistert auf und machte den Hösbachit und den Bronzeguss zu einem zentralen Thema. Kontakte zu Künstlern wurden geknüpft, ein Bronzegussfest ausgerichtet und Repliken der historischen Formen erstellt. Doch das war erst der Anfang.

Der Vorstand des Vereins, Stefan Sauer, hatte die Idee, in Museen in Deutschland nach weiteren Formen aus Hösbachit zu suchen. Aufgrund der Seltenheit und Unbekanntheit des Gesteins könnten solche Formen möglicherweise falsch klassifiziert worden sein.

Geht es um Gesteine aus dem Spessart, dann kommt man an einem Fachmann nicht vorbei. Daher nahm Stefan Sauer Kontakt mit Joachim Lorenz aus Karlstein auf. Dieser war gleicher Meinung und stimmte der Idee zu, dass noch weitere Formen aus Hösbachit zu finden sein müssten. Parallel starteten sie die Suche. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Hauptsächlich durch die Recherche von Joachim Lorenz konnten mittlerweile sechs Formen in Museen in Karlsruhe, Mainz und ganz aktuell eine im Landesmuseum in Hannover als Hösbachit identifiziert werden.

Am 3. Juni 2024 war es dann soweit. Es ging zu einer Tour zum Landesmuseum in Hannover. Dort konnte die Identität der ausgestellten Form (Speerspitze) mit einem mobilen Röntgenfluoreszenz-Spektrometer zweifelsfrei festgestellt werden. Durch zerstörungsfreie Vergleichsmessungen an der Originalgussformhälfte und einem Lesestein aus Hösbachit aus Wenighösbach wurde die Echtheit bestätigt.

Ein herzlicher Dank geht an Dr. Florian Klimscha, Kurator der Archäologischen Abteilung im Landesmuseum Hannover, und an Detlef Wilke für die kostenlose Röntgenfluoreszenz-Messung mit seinem mobilen Gerät. Ein besonderer Dank gilt vor allem Joachim Lorenz für seine unermüdliche Recherche und Organisation.

Diese neuen Erkenntnisse bereichern nicht nur das Wissen über die Bronzezeit, sondern unterstreichen auch die Bedeutung des Hösbachits und die reiche Geschichte von Wenighösbach. Das Thema “Hösbachit als Material zur Gussformherstellung in der Bronzezeit” wird Anfang 2025 zusammen mit dem Geschichtsverein Karlstein aufgegriffen. Mehr dazu in Bälde.

Neuaufstellung des Josefshällchens – Ein Fest für Wenighösbach

Am 19. März, dem Namenstag des Heiligen Josef, versammelten sich etwa 50 engagierte Bürgerinnen und Bürger in Wenighösbach, um ein besonderes Ereignis zu feiern: die feierliche Segnung und Wiedereinweihung des „Josef-Hällchens“. Die Einladung hierzu kam von Pfarrer Matthias Rosenberger und dem Verein für Heimatpflege Wenighösbach.

Der Bildstock, der lange Zeit nicht an seinem gewohnten Platz zu sehen war, wurde in den letzten Monaten aufwendig restauriert. Bereits im Juli 2023 wurden Schäden am Denkmal festgestellt, darunter ein schief stehendes Kreuz und Schäden durch Wassereintritt im Dach.

Durch die tatkräftige Unterstützung des Vereins und die Expertise eines Fachmanns konnte der Bildstock umfassend renoviert werden.

Ein neues Dach aus Kupferblech und eine Kupferverkleidung des Bildstockkopfs, gefertigt aus einem alten Regenfallrohr, sorgen nun für den nötigen Schutz.

Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass der Eichenstamm des Bildstocks bereits 1751 gefällt wurde. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten stand schnell fest, dass der Namenstag des Heiligen Josef das perfekte Datum für die Neuaufstellung des Bildstocks sein würde.

Am Abend des 19. März begrüßte der zweite Vorsitzende des Vereins, F. Sauer, die Anwesenden, darunter auch den 2. Bürgermeister des Marktes Hösbach, Harald Sauer. Er erläuterte die Geschichte des Bildstocks und wies auf weitere historische Denkmäler in der Umgebung hin. Kreisheimatpfleger Franz-Josef Sauer ergänzte die Ausführungen mit der Sage vom „Roten Hällchen“.

Pfarrer Matthias Rosenberger würdigte in seiner Ansprache die Bedeutung des Heiligen Josefs in der heutigen Zeit. Begleitet von den Klängen der „Jochbachtaler“ und gemeinsamen Gesang, fand die Feier einen stimmungsvollen Abschluss bei Sonnenuntergang.

Der Verein für Heimatpflege dankte abschließend allen Beteiligten, insbesondere Edith und Michael Baumann für ihre großzügige Unterstützung sowie Reinhold Krenz für seine handwerkliche Arbeit. Ein besonderer Dank ging auch an die Paten des zweiten Bildstocks, Inge und Albrecht Freund.

Mit einem Prosit auf den Heiligen Josef und seine Namensträger endete die gelungene Feier. Die einsetzende Abendkühle veranlasste schließlich alle Teilnehmer, den Rückweg ins Dorf anzutreten.

Dieser Tag bleibt als ein besonderes Kapitel in der Geschichte von Wenighösbach in Erinnerung und zeigt einmal mehr den starken Gemeinschaftssinn und das Engagement der Dorfgemeinschaft.

Text: Ferdi Sauer
Bilder: Ferdi Sauer / Stefan Sauer
Edit: Stefan Sauer

Wenighösbach im Spiegel der Presse – 27.05.1918

Beobachter am Main vom 27.05.1918 

Wenighösbach, 25. Mai

Aus dem Anwesen von Haus Nr. 4 ist der Kriegsgefangene Russe samt der Dienstmagd Antonia Schäfer aus Rottenberg spurlos verschwunden.

Anmerkung:

Hinter dieser dürren Notiz verbarg sich eine verzweifelte Liebesgeschichte, ein menschliches Drama.

Antonia Schäfer kam aus Rottenberg und arbeitete als Dienstmagd bei Karl Staab Hs.-Nr. 4 (heute Dorfstraße 12). Die beiden flohen am Pfingstmontag, dem 20. Mai im Schutze der Nacht.

Ihre Flucht wurde erst am nächsten Morgen entdeckt. Als Proviant hatte das Pärchen fünf Laib Brot und etwas Fleisch mitgenommen. Nach drei Wochen wurden sie in Arnsberg (Westfalen) von einem Schutzmann aufgegriffen.

Die direkte Strecke von Wenighösbach nach Arnsberg zu Fuß zurückgelegt beträgt ca. 205 km. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das Liebespaar in Unkenntnis der kürzesten Strecke und aus Angst, entdeckt zu werden, einen weit längeren Weg gelaufen war.

Der damalige Lokalkaplan Kleinschrod schreibt über die Flucht von Antonia Schäfer: … sie wollte wahrscheinlich nach Holland und von da nach Russland ohne Geld.

Nach der Festnahme brachte man Antonia Schäfer zunächst in ein Spital, um ihre wundgelaufenen Füße zu heilen. Damit nicht genug musste sie, als Strafe für ihren Versuch, mit ihrem Geliebten ein neues Leben zu beginnen, für einige Wochen ins Gefängnis. Über das Schicksal ihres Gefährten wurde nichts vermerkt.

Text: Ferdi Sauer
Edit: Stefan Sauer