Wenighösbach im Spiegel der Presse – 21.11.1877

Beobachter am Main vom 21.11.1877

Ausschreiben.

In der Nacht vom 15. auf 16. curr. wurde im Orte Wenighösbach ein Diebstahl an folgenden zum Trocknen aufgehängten Waschstücken im Gesammtwerthe von 92 M. 90 Pf. verübt, nämlich

1 baumwollner Bettüberzug, weiß und roth gewürfelt mit blau und gelben Streifen, 1 baumwollener Frauenrock, roth und blau gestreift,  2 Frauenhemden, halb Leinen,
2 baumwollene Mannshemden, ohne Binde an den Aermeln,
1 Leintuch von Leinwand,
3 baumwollene Knabenhemden,
1 leinenes Mannshemd,
1 leinenes Knabenhemd,
4 Kinderhemden, halb Leinen, halb Baumwolle
2 leinene Tischtücher gerippt,
2 baumwollene Kissenüberzüge, roth und weiß gewürfelt mit blau und gelben Streifen und weiß leinenem Grund,
1 baumwollener Bettüberzug roth und weiß gewürfelt mit weiß baumwollenem Grund,
1 Leintuch von grober Hausleinwand,
2 Mannshemden, halb Leinen halb baumwollen,
1 baumwollener Bettüberzug roth und weiß gewürfelt mit weißem baumwollenen Grund,
2 baumwollene Kissenüberzüge roth und weiß gewürfelt,
1 Sacktuch, roth mit gelben Blumen,
1 weißbaumwollenes Mannshe
md „A.B.“ gezeichnet,
1 weißleinenes Leintuch, alt,
1 weißbaumwollenes Mannshemd, neu,
1 halbleinenes ditto,
1 weißleinenes Mannshemd „G.St.“ gezeichnet,
1 Frauenhemd von grober Leinwand „M.St.“ gezeichnet,
1 Leintuch desgleichen,
1 Paar weißwollene Socken,
1 Mannshose von grauem Tuche,
1 Weste von gleichem Tuche,

Ich verfüge Spähe.

Aschaffenburg den 19. November 1877

Der k. Untersuchungsrichter: Scheuerer

Anmerkung:

Solch reiche Beute, immerhin 38 Teile und in der beschriebenen Qualität und Vielfalt, konnten die unbekannten Diebe vermutlich nicht von jeder Wäscheleine in Wenighösbach abnehmen.

Anhand der Initialen liegt die Vermutung sehr nahe, dass die unbekannten Diebe sich an der Wäsche des damaligen Ortsvorstehers, Georg Andreas Staab und dessen Ehefrau Magdalena vergriffen hatten.

Von einem wie auch immer gearteten Erfolg der verfügten “Spähe”, wird im “Beobachter am Main” in der Folgezeit nichts berichtet.

Georg Andreas Staab begleitete das Amt des Ortsvorstehers von 1860 bis 1899. In seiner Amtszeit wurden unter Anderem wichtige Vorhaben wie z.B. der Kauf des Münchofs 1888 und die Errichtung der Lokalkaplanei 1893 realisiert.

Text: Ferdi Sauer

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