
Beobachter am Main vom 16.6.1879
Mannigfaltiges.
Wenighösbach, 15. Juni. Heute Nachmittag fanden Erdbeeren suchende Kinder in der Waldabtheilung Sternberg, etwa ¼ Stunde vom Orte, die Leiche eines wohlgekleideten jungen Mannes, der sich mittels des neben ihm liegenden Revolvers durch einen Schuß in die Herzgegend tötete. Die Tödtung muß schon am Frohnleichnamstage stattgefunden haben, da derselbe etwa vor 10 Uhr früh das Dorf passirt hatte. Er war hinter demselben auf den zum Kirchhofe und in diesen Wald führenden Weg gegangen, besuchte den Kirchhof und begab sich dann in den Wald, ging bis zu den Feldkahler Steinbrüchen, kehrte wieder in den Wald, was ein Schäfer bemerkt hatte und wurde heute als todt gefunden. Sein Aeußeres ist das eines Städters; er trug einen blauschwarzen Rock, schwarze Hosen, in Falten gebügeltes Hemd mit schönem Kragen. Sein Gesicht ist etwas hager, die Stirne hoch die Haare sind vorne gelichtet und zur Rechten gescheitelt. Der Revolver lag neben der rücklings gerade ausgestreckten Leiche. Näheres mag die gerichtliche Obduction und Recherche ermitteln.
Anmerkung:
Höchstwahrscheinlich wurde das sogenannte „Stäwwes Hällchen“ am Sternberg aus diesem Anlass errichtet.
Zur Identität des Mannes fanden sich in alten Zeitungsberichten aus dieser Zeit trotz intensiver Suche bislang keine Hinweise.
Der Verein für Heimatpflege Wenighösbach arbeitet daran, dass dieser wegen starker Schäden nun schon seit Jahren abgebaute Bildstock in absehbarer Zeit neu erstellt werden kann.
Historischer Text und Anmerkung: Ferdi Sauer
Satz: Stefan Sauer