Wenighösbach im Spiegel der Presse – 15.03.1913

Beobachter am Main vom 15.03.1913

Wenighösbach, 14. März.

Am letzten Sonntag veranstalteten die Teilnehmerinnen am hiesigen Kochkursus zum Abschluß ihrer vierwöchigen Lerntätigkeit in der Wirtschaft Gr. Stenger ( „Zum Ochsen“) einen gemütlichen Abend mit Kaffeekränzchen, an dem nicht weniger als 85 Personen teilnahmen. Die bei dieser Gelegenheit verabreichten Proben der Kochkunst der jungen Damen fielen zur allgemeinen Zufriedenheit sehr lobenswert aus.
Die 15 Teilnehmerinnen erfreuten die Anwesenden auch noch durch die flotte Ausführung eines hübschen Theaterstückes und ernteten dafür stürmischen Beifall. Herr Kaplan Halbig hielt gegen Schluß des Abends eine kurze Ansprache, in der er der Freude der Gemeinde über das gute Gelingen des Kurses beredten Ausdruck verlieh.
Der Kursus wird auf allgemeinen Wunsch noch bis Ostern fortgesetzt.

Anmerkung:

Folgendes Rezept stammt aus dem vom Verein im Jahr 2014 herausgegebenen Kochbuch „Supp, Gemüs und Fleisch“. Die Originalrezepte wurden bereits 1884 von Georg Andreas Staab, dem damaligen Bürgermeister von Wenighösbach, mit viel Liebe zum Detail in einem Büchlein gesammelt und mit liebevoll gestalteten Kapitelüberschriften versehen.

Text: Ferdi Sauer
Edit: Stefan Sauer

Wenighösbach im Spiegel der Presse – 18.03.1936

Beobachter am Main vom 18.3.1936 

Wenighösbach, 18. März. Morgen (Josefi) feiert H. H. Pfarrer Seitz, Eisenbach, sein silbernes Priesterjubiläum. Dieses festliche Ereignis findet auch in unserer Gemeinde freudigsten Anteil. Pfarrer Seitz kam in der Inflationszeit als Lokalkaplan zu uns. Angesichts des Dorfes hat er damals fragen müssen, wo ist hier die Kirche? Diese Frage bewies die Armseligkeit der Stätte seiner gottesdienstlichen Wirksamkeit. Sollte dieser Zustand so bleiben?
Schon im ersten Jahre seines Hierseins äußerte er, es müsse eine Kirche gebaut werden! Ungläubiges Staunen der Ortsbewohner über diese Aeußerung war begründet in der völligen Vernichtung aller für einen Kirchenbau angesammelten Mittel durch die Inflation. Dieser Umstand war indes kein Grund, Herrn Pfarrer Seitz von seinem Vorhaben abzubringen. In den Jahren 26 und 27 sicherte er sich den Bauplatz und begann seine Geldsammlungen. In letzterer Sache hat er damals wirklich den großen Befähigungsnachweis erbracht.
Nach und nach ging er sodann an die Beschaffung von Steinen und Sand und 28 wurde wirklich mit dem Bau begonnen. Wenn auch Pfarrer Seitz durch sein unentwegtes Festhalten an seinem Werk, trotz der Hindernisse, die sich bei allen großen Unternehmungen nie vermeiden lassen, fast die ganze Gemeinde hinter sich hatte und diese bei Herrichtung des Baugeländes, der Beschaffung und Heranführung des Baumaterials unerhörtes um Gotteslohn leistete, waren die Geldsorgen riesengroß. Kein Wunder, daß Pfarrer Seitz bei Vollendung des Rohbaues schwer krank wurde. Die Sorge um sein Werk ließ ihn zu früh wieder seine Arbeit aufnehmen. Ein Rückschlag ließ für ihn und den Kirchenbau das Schlimmste befürchten. Doch es war ihm beschieden, das Werk, das er begonnen, zu vollenden. 1930 wurde die Kirche vom Hwst. H. Bischof eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben.
An seinem morgigen Jubelfeste gedenkt seiner unsere dankbare Gemeinde, der er in der neuen Kirche ein weithin sichtbares Wahrzeichen, dem religiösen Leben und Opfergeist ein unvergängliches Zeugnis, sich selbst durch die Jahrhunderte einen Ehrenplatz in unserer Ortsgeschichte geschaffen hat. Möge es ihm beschieden sein, dereinst auch sein goldenes Priesterjubiläum zu feiern!

Text: Ferdi Sauer
Edit: Stefan Sauer